Unser Kollege Henning Keber dröselt den Ausdruck "auf den Weg machen" auf und landet beim Wort "Bewegung" (vielleicht kein Wunder bei einem studierten Sportwissenschaftler?). Er liefert Gedanken zum Loslassen, dem Übergang und Neubeginn in Phasen der Bewegung und Veränderung.
Als ich anfing, mich mit dem Thema des Newsletters "auf den Weg machen" gedanklich zu beschäftigen, kamen mir Gedanken wie „etwas bewegen“, „in Bewegung kommen“ oder „in Bewegung bleiben“. In der Physik beschäftigen sich zwei Fachgebiete mit der Bewegungslehre: Die Kinematik (Beschreibung der Bewegung) und die Dynamik/Kinetik (Ursache von Bewegung). Beides Perspektiven, denen wir insbesondere auch im Kontext von Veränderung und Transformation begegnen: Was löst Veränderung aus und wie läuft Veränderung ab? Es gibt vielerlei Gründe, warum sich Dinge ändern: Mal liegen die Treiber im Innen, mal im Außen, aber jedes Mal kommen auch wir in Bewegung.
Der Prozess der Bewegung gleicht einer Transition und verläuft in den 3 Phasen: Loslassen, Übergang (neutrale Zone) und Neubeginn. Meist bereitet uns weniger das Veränderungsthema Probleme (z. B. aus dem Home-Office arbeiten), sondern die Transition. Es sind die gewohnten Kommunikations- und Verhaltensmuster, die uns das „in Bewegung kommen“ sowie auch das „in Bewegung bleiben“ oft so schwer machen.
Loslassen
In der Phase Loslassen gilt es, mit Gewohntem zu brechen. Geschieht dies durch externe Schocks, wie wir sie in den letzten zwei Jahren intensiv erlebt haben, dann kann der neue Zustand zwar anfänglich digital anders sein, aber es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir anschließend wieder zum Gewohnten zurückkehren, sobald sich die Möglichkeit dafür ergibt. Doch auch wenn Bewegung ohne solche Schocks initiiert wird: Die gefühlte und erlebte Intensität von Gewohntem und Bekanntem lässt im Zeitverlauf nur graduell nach und das Loslassen wird nicht selten von Gefühlen wie Wut und Trauer begleitet.
Übergang
Ist das Gewohnte allmählich weniger präsent, treten wir in die Phase Übergang ein. Diese Phase ist geprägt von Unsicherheit und Ängsten, denn das Bekannte ist nicht mehr und das Neue noch nicht da. Eine wichtige Kompetenz in dieser Phase ist das Aushalten. Aushalten, dass vorne noch kein Tunnelausgang zu sehen ist, während gleichzeitig die Tunneleinfahrt im Rückspiegel verschwindet - und sich dennoch weiter zu bewegen. Nicht stehen zu bleiben. Es gilt eine Bewusstheit für den eigenen Grenzbereich zu entwickeln, in dem Lernen stattfindet: Was fordert, was überfordert mich? Wann ist der nächste Lernschritt „dran“ und wie sieht er aus? Mit dem ausprobierenden Lernen beginnt die 3. Phase der Transition.
Neubeginn
„Das Gefühl des Unbehagens beim Scheitern aushalten und es dennoch weiter probieren!“
Über Handeln und Experimentieren entwickeln wir uns zu einer neuen Denk- und Geisteshaltung. Bestehende Kommunikations- und Verhaltensmuster werden sukzessive durch andere, angemessene und passende ersetzt. Wir ziehen unsere Lehren aus den Lernerkenntnissen und überlegen uns fundierte nächste Schritte in Richtung Integration des Neuen: Was werden wir behalten? Was werfen wir über Bord? Was integrieren wir neu oder ganz anders?
Die Phase Neubeginn startet während des Übergangs als zartes Pflänzlein und kommt mit jedem Entwicklungsschritt mehr in die Kraft und ersetzt allmählich sowohl das Altbekannte und Gewohnte, sowie das Gefühl der Unsicherheit im „Dazwischen“. Es ist keine unbegründete Sorge, dass wir weiterhin Gefahr laufen, in ursprüngliche Muster und Gewohnheiten zurückzufallen. Hilfreich ist sicherlich, sich die Erfolge und positiven Aspekte im neuen Hier und Jetzt regelmäßig zu vergegenwärtigen und diese auch gebührend zu feiern.