Sabine Langrock ist Beraterin, Coach & Co-Gründerin von changeglück. Mit Herz, Hirn und jahrelanger Expertise bringen sie und ihre Kollegin Heike Schachtsiek Leichtigkeit in Veränderungsprozesse.
Sie begleiten Unternehmen auf dem Weg zu mehr Zukunftsfähigkeit und Menschlichkeit. Sie schaffen Räume zum Wachsen – ob (Kultur-)Wandel, Führungscoaching oder neue Formen der Zusammenarbeit.
Kennst du das? Der Sommer ist vorbei, die Urlaubserinnerungen sind verblasst, und der Alltag hat dich wieder voll im Griff. Eigentlich solltest du erholt und energiegeladen sein – aber irgendwie fühlen sich deine Batterien schon wieder erschreckend leer an.
Oft schleichen sich Erschöpfungszustände so unmerklich in unser Leben, dass wir sie erst wahrnehmen, wenn unsere Akkus bereits im roten Bereich sind. Dabei ist es gar nicht so einfach zu erkennen, was uns eigentlich fehlt: Passive Entspannung? Aktive Bewegung? Oder vielleicht inspirierende Begegnungen?
In unserer Leistungsgesellschaft hat Erholung einen schweren Stand. Wir betrachten Erholung oft als Luxus – etwas, das wir uns erst verdienen müssen, wenn die To-do-Liste abgearbeitet ist. Wie ein seltenes Privileg, das wir uns ohne schlechtes Gewissen nur an freien Tagen gönnen dürfen. Dabei sollte Erholung so selbstverständlich zu unserem Alltag gehören wie das tägliche Zähneputzen.
Die Ärztin Dr. Saundra Dalton-Smith hat einen spannenden Ansatz erforscht: Wir brauchen sieben verschiedene Arten der Erholung für unser körperliches und seelisches Wohlbefinden, weil wir auf unterschiedlichen Ebenen Energie verbrauchen - durch Denken, Fühlen, Handeln und den Austausch mit anderen.
1. Körperliche Erholung – Dein Körper weiß, was gut für ihn ist
Neben ausreichend Schlaf braucht dein Körper tagsüber viele kleine Auszeiten zum Auftanken. Das können bewusste Regenerationsmomente sein, die du ganz leicht in deinen Alltag integrierst: ein entspannender Power Nap, ein belebender Spaziergang in der Mittagspause oder deine persönliche Yoga-Session am Morgen. Selbst fünf Minuten Dehnen zwischen zwei Meetings können Wunder bewirken und dir neue Energie schenken. Hör dabei auf die feinen Signale deines Körpers – er zeigt dir genau, was er braucht.
2. Mentale Erholung – Klarheit durch bewusste Pausen
Kennst du das Gefühl, wenn deine Gedanken wie ein Karussell kreisen und dein Kopf sich anfühlt, als hättest du zu viele Browser-Tabs gleichzeitig geöffnet? Spätestens dann ist es Zeit für eine mentale Pause, sonst leiden nicht nur deine Konzentration und Leistungsfähigkeit, sondern auch dein Schlaf. Gönn dir kurze Auszeiten zwischendurch: Eine Mini-Meditation, drei tiefe Atemzüge oder ein entspannender Bodyscan können deine Gedankenflut unterbrechen und dir neue Klarheit schenken.
3. Sensorische Erholung – Weniger ist mehr für deine Sinne
In unserer digitalen Welt sind deine Sinne dauerhaft überstimuliert: mehrere Bildschirme gleichzeitig, Nachrichten in verschiedenen Kanälen und E-Mails fordern deine sofortige Aufmerksamkeit. Schenke deinen Sinnen regelmäßige Pausen und Offline-Momente. Das kann, muss aber nicht, ein ganzer digital Detox Tag sein. Schon ein achtsamer Spaziergang ohne Smartphone und Kopfhörer, zehn Minuten Stille mit geschlossenen Augen oder der bewusste Blick in die Natur sind wie ein Refresh-Button für deinen Körper und Geist.
4. Emotionale Erholung – Raum für echte Gefühle
Im Alltag übernimmst du viele Rollen: die der kompetenten Führungskraft, der verständnisvollen Partnerin, des starken Teamplayers. Emotionale Erholung beginnt dort, wo du aufhörst zu funktionieren und anfängst zu fühlen. Schaff dir geschützte Räume – sei es im Gespräch mit einem vertrauten Menschen, beim Schreiben in dein persönliches Journal oder in stillen Momenten der Selbstreflexion und des Selbstmitgefühls. Hier dürfen alle deine Gefühle sein, auch die unbequemen.
5. Soziale Erholung – Die richtige Balance finden
Nicht jeder soziale Kontakt ist automatisch erholsam. Während manche Begegnungen uns mit neuer Energie erfüllen, können andere regelrecht erschöpfend sein. Soziale Erholung bedeutet, bewusst Zeit mit Menschen zu verbringen, die uns stärken und bereichern. Gleichzeitig gehört dazu auch der Mut, "Nein" zu sagen und Grenzen zu setzen. Und dir bewusst Zeit für dich selbst zu nehmen, wenn dir der soziale Akku auszugehen droht.
6. Kreative Erholung – Lass deinen Geist spielen
Manchmal braucht unser Geist frischen Wind, um neue Kraft zu schöpfen. Kreative Erholung bedeutet, deinen Autopiloten auszuschalten und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Schicke deinen Geist spielerisch auf Entdeckungsreise: Besuche eine inspirierende Ausstellung, probiere eine neue Sportart, lerne eine neue Fähigkeit oder experimentiere in der Küche. Diese kleinen Perspektivwechsel bringen innere Leichtigkeit und mentale Flexibilität zurück.
7. Spirituelle Erholung – Verbindung zum größeren Ganzen
In der Hektik des Alltags verlierst du leicht den Blick für das große Ganze. Spirituelle Erholung lädt dich ein, innezuhalten und dich wieder mit deinen tieferen Werten und dem Sinn deines Tuns zu verbinden. Das kann durch Meditation geschehen, durch bewusstes Erleben der Natur oder durch Momente der Reflexion und Dankbarkeit. Diese Verbindung zum Größeren gibt Halt und Orientierung in unserer krisengeschüttelten Welt.
Dein persönlicher Erholungs-Check
Bevor du jetzt in Stress gerätst, wie du alle sieben Erholungsarten in deinen Alltag integrieren sollst, lass uns einen kurzen Reality-Check machen:
Es geht also nicht darum, mehr Zeit für Erholung zu finden, sondern die vorhandenen Momente bewusster zu nutzen. Denn oft füllen wir Zwischenzeiten mit Ablenkungen, die uns paradoxerweise noch mehr erschöpfen.
Statt automatisch zum Smartphone zu greifen, könntest du in der Warteschlange beim Bäcker bewusst atmen (mentale Erholung), die Morgensonne auf deinem Gesicht spüren (sensorische Erholung) und einen Moment der Dankbarkeit erleben (spirituelle Erholung).
Und anstelle der nächsten Netflix-Folge könntest du dir eine kurze Stretching-Einheit gönnen (körperliche Erholung), bevor du mit einem guten Buch in eine andere Welt eintauchst und deine Fantasie anregst (mentale und kreative Erholung).
Deine nächsten Schritte
Ganz wichtig: Erholung ist kein Luxus und auch keine Zeitverschwendung. Sie ist die Grundlage für alles andere – für gute Arbeit, echte Präsenz im Leben, Wohlbefinden und Kreativität.
Und jetzt? Gönn dir einen bewussten Moment der Erholung. Spüre deinen Atem. Nimm wahr, wie du sitzt oder stehst – und wie es dir gerade geht. Erholung beginnt genau hier, genau jetzt.
Quelle:
Sacred Rest
Recover Your Life, Renew Your Energy, Restore Your Sanity