Wie durchlebt eine Organisation Veränderungen? Gibt es dabei Parallelen zwischen Organisationen und der Natur? Und wie können Organisationen mit den sich ergebenden Szenarien umgehen? Etwa Akzeptanz für das sich aus Verwandlung Ergebende entwickeln? Ein Blick in die Natur gibt mögliche Antworten. Wälder etwa durchlaufen in ihrer Entwicklung Muster, die organisationalen sehr ähnlich scheinen. Als adaptive Kreisläufe bezeichnet Holling (2001) dieses Schema.
Nachstehende Abbildung beschreibt die Wandlungsschritte der wiederkehrenden, adaptiven Kreisläufe. In einem Waldsystem, das in wechselseitigem Austausch mit der Umwelt steht, werden nach Holling (2001) vier Phasen der Wandlung unterschieden. Zentrale Merkmale dieser sind: Wachstum (r), Starre (K), Auflösung (Ω) und Reorganisation (α).
Veränderung wird in Wäldern sowohl durch innere als auch externe Effekte verursacht. Sind die äußeren Bedingungen stabil, ergeben sich hieraus nur minimale Änderungen im System. Ein Bewahren des Gegebenen (Phase K) ist in bestimmtem Umfang möglich. Nehmen Stürme, der Wasserbestand oder Waldbrände zu, führt dies zu Veränderungen der lokalen Gegebenheiten. Eine Wandlung des Systems, hier etwa durch eine Anpassung der Zusammensetzung der Baumarten ist ein mögliches Resultat.
Auch im organisationalen Kontext sind Verwandlungen durch das Außen sowie aus dem Inneren resultierend zu beobachten. Angepasste rechtliche Bedingungen oder ein Shift des Kund*innenverhalten lassen sich hier als äußere Effekte verorten. Eine interne Reorganisation der Abteilungen etwa kann demgegenüber Wandlungen aus dem Inneren anstoßen. Die dabei erkennbaren Phasen der Metamorphose stellen eine weitere Parallele dar und finden sich in Organisationen in ähnlicher Form wieder.
Was lässt sich nun ableiten aus dieser Erkenntnis? Im Wesentlichen soll die Übertragung der hollingschen Gedanken auf Organisationen dem*der Leser*in Folgendes vermitteln: (I) in einem System, egal ob einem Wald oder einer Organisation ist Verwandlung stets gegeben, sei sie nun durch innere oder äußere Einflüsse hervorgerufen. Der Blick auf das System Wald zeigt die Phasen der Wandlung, die sich auch in Organisationen wiederfinden: r, K und Ω gefolgt von α. Aus diesen wiederkehrenden adaptiven Kreisläufen der Verwandlung wird im besten Falle (II) Akzeptanz für Veränderung an sich erkannt. Akzeptanz also dafür, dass in lebenden Systemen Wandlung nicht nur gegeben, sondern gleichzeitig auch notwendig ist. Eine auf Akzeptanz folgende (III) Annahme oder gar ein Tragen und Leben des sich Verändernden in der Organisation ist ein weiterer möglicher Schritt. Ein Blick auf das System Wald veranschaulicht die Aussage: Dieser nimmt Wandlung an, hinterfragt sie nicht und lebt mit dem sich ergebend Veränderten. Hierin liegt womöglich auch für Organisationen ein wertvoller Gedanke: In einem die Veränderung hinterfragenden oder bekämpfenden Stadium ist Entwicklung weit weniger kraftvoll als aus einem Zustand der Akzeptanz.
Diese Parallelen zwischen Wäldern und Organisationen sollen als kleiner Gedankenanstoß verstanden werden. Für welchen Umgang sich eine Organisation mit der Metamorphose entscheidet, wird durch weitere Faktoren beeinflusst und bleibt letztlich ihr überlassen.
Verwendete und weiterführende Literatur:
Holling, C. S. (2001): Understanding the Complexity of Economic, Ecological and Social Systems, in: Ecosystems 4, S. 390-405.
Fath, B. D., Dean, C. A., Katzmair, H. (2015): Navigating the adaptive cycle: an approach to managing the resilience of social systems, in: Ecology and Society, Vol. 20, No. 2.
Wahl, D. C. (2016): Designing Regenerative Cultures, Triarchy Press.