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P1 Consulting GmbH
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Wenn ich Kunden in Projekten begleite, die eine substantielle Änderung der Aufbau- oder Ablauforganisation bedeuten, dann bekomme ich aus der Organisation häufig zurückgespiegelt: „Das Projekt erzeugt Unruhe. Das ist nicht gut.“. Auf meine (zugegebenermaßen rhetorische) Frage, ob Veränderung ohne Unruhe überhaupt möglich sei, bekomme ich in der Regel keine Antwort. Veränderung erzeugt Unruhe. Punkt. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wenn angesichts Ihres Veränderungsvorhabens niemand unruhig wird, dann sollten Sie unruhig werden.
Organisatorische Veränderungen greifen in etablierte Verhaltens- und Kommunikationsroutinen ein. Routinen können langweilig sein, sind aber auch hochgradig energieeffizient. Sie erlauben es den Beteiligten routiniert zu agieren, d.h. weder Zeit noch Gedanken für das Treffen von Entscheidungen investieren zu müssen. Routinen bedeuten das Wissen um die eigene Rolle und ein hohes Maß an Vorhersagbarkeit dessen, was am Ende rauskommt, wenn ich am Anfang etwas reinkippe.
Routinen vermeiden also die Qual, sich entscheiden zu müssen und geben den Akteuren das Gefühl von Sicherheit. Organisatorische Veränderungen stören Routinen. Sie produzieren Entscheidungszwang und Unsicherheit. In diesem Zusammenhang finde ich es immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich Menschen auf ein und dieselbe Veränderung reagieren können. Während die Einen die neuen Umstände mit einem mürrischen Gesichtsausdruck und einem kurzen Achselzucken quittieren, um dann sofort wieder zur Tagesordnung überzugehen, verfallen Andere in tiefe Agonie (Zitat: „Ich habe 25 Jahre hier gesessen und jetzt soll ich da drüben sitzen. Mag mich die Firma nicht mehr?“). Und dieser Umstand macht das Thema „Führen in Zeiten der Veränderung“ so anspruchsvoll und aufwändig. Ebenso wie die Antworten auf die Frage „Was motiviert meine Mitarbeiter?“ sind die Antworten auf die Frage „Wie reagieren meine Mitarbeiter auf eine Veränderung?“ so vielschichtig wie die Menschen selbst. Ganz abgesehen davon, dass man auch als Führungskraft aus Routinen, die diese schwierigen Fragen vermeiden, herausgerissen wird.
Der Arzt und Forscher Franz Porzsolt beschäftigt sich intensiv mit der Frage, warum Menschen so unterschiedlich auf Veränderungen reagieren. Ein wesentliches Fazit: „Sicherheit als solche gibt es nicht, sondern nur die individuelle Wahrnehmung von Risiken.“ Lesen sie hier ein Interview in der brand-eins-Ausgabe 07/2015 mit dem Titel „Ein Leben ohne Risiko ist keines“.
Veröffentlicht in Organisationsentwicklung; Veröffentlicht am 16.11.2015 von Dr. Reinhard Schmitt 2 Minute(n) zum Lesen