Neun Wege mit Weihnachtsbäumen umzugehen – oder: Der Blick durch die enneagrammatische Brille. Einblicke in ein Herzensthema von Stefanie Schweitzer:
1. Weg: Er kommt mit einem Weihnachtsbaum nach Hause.
Sie zu sich selbst: „Hmpf, wie konnte er nur so einen Baum kaufen? Die Spitze ist krumm, unten ist der Baum zu kahl. Das hätte er wirklich sehen können. Mal ehrlich, wie sollen wir denn diesen Baum stilvoll in unserem Wohnzimmer platzieren?“
2. Weg: Er: „Hey, ich war beim Baumkaufen und habe dir spontan auch einen wunderbaren Baum ausgesucht. Ist der nicht toll?“
Sie: „Ich brauche gar keinen Baum, ich verreise.“
Er: „Ach, nimm ihn doch trotzdem. Man weiß nie, was passiert. Am Ende wirst du mir sicher noch dankbar sein, dass ich an dich gedacht habe!“
3. Weg: Sie: „Sieh mal, was für einen schönen Baum ich besorgt habe! Ich habe Verbindung zu einem erfahrenen Weihnachtsbaumverkäufer. Der kennt die besten Trends und hat Zugriff auf die schönsten Bäume. Das geht natürlich nur über Kontakte. Wie gut, dass die Freundin meines Freundes da was machen konnte.“
4. Weg: Er denkt: „Gestern habe ich den Weihnachtsbaum meiner Nachbarn durchs offene Fenster gesehen. Krumm und schief: geht gar nicht! Ich liebe meinen Baum, der ist genau richtig und mit viel Liebe zum Detail geschmückt. Ein Traum! Jetzt sehe ich gerade, wie sie drüben Bierbänke um den Baum stellen. Was ist denn da los? Das sieht schwer nach einer Party aus. Viele Leute, alle amüsieren sich, Gemeinschaft… so stelle ich mir Weihnachten vor.“ seufz
5. Weg: Er: „Wollen wir in diesem Jahr einen Weihnachtsbaum aufstellen?“
Sie: „Ja.“
Er: „Wollen wir zusammen einen kaufen gehen? Was hast du für Präferenzen?“
Sie: „Ich hätte gern einen Weihnachtsbaum, 1,8m hoch, ca. 2m breit. Hol ihn gern allein.“
6. Weg: Er zu sich selbst: „Oh, da ist ja der Baum, den ich mir vorgestellt habe. Prima, den nehme ich mir und dann ab zur Kasse…obwohl, der da sieht auch nicht schlecht aus. Welchen nehme ich jetzt? Diesen oder jenen? Was würden die restlichen Familienmitglieder sagen? Wen könnte ich denn anrufen und um Rat fragen? Ach, ich erreiche vermutlich sowieso niemanden. Ich entscheide jetzt einfach…Mist, jetzt ist der Baum, den ich wollte, schon weg.“
7. Weg: Sie zu sich selbst: „Was für ein schöner Tag zum Weihnachtsbaum kaufen! Kann sein, dass es schon etwas knapp ist. Aber hey, Heiligabend ist erst heute Nachmittag. Und ein schönes Bäumchen ist mit Sicherheit noch zu finden. Hier zum Beispiel habe ich schon eins, dass meinen Ansprüchen völlig genügt. Super! Und dort drüben sehe ich ja meine Nachbarin, mit der werde ich jetzt noch spontan ein Tässchen Kaffee trinken gehen.“
8. Weg: Er: „Der Weihnachtsbaumkauf gehört zu Weihnachten dazu wie die Sonne zum Sommer! Mit Kraft und Getöse entscheide ich mich für meinen Favoriten und lege los, mit dem Verkäufer zu handeln. Ich liebe das Kräftemessen. Mir ist schleierhaft, wieso andere sich vor mir zurückziehen, anstatt den Spaß mitzumachen.“
9. Weg: Sie: „Tja, einen Weihnachtsbaum bräuchte ich noch. Ob ich mich dafür jetzt auf den Weg mache? Aber ach, eigentlich bin ich hier zu Hause gerade ganz zufrieden. Natürlich wären meine weihnachtlichen Besucher sehr angetan, wenn ein Baum den Raum schmücken würde. Na ja, vielleicht kümmere ich mich morgen darum, für heute lasse ich das Thema erstmal an der Seite liegen.“
Klischeehafte Verhaltensmuster können an der einen oder anderen Stelle lustig sein. Sie können jedoch auch den Blick auf sich selbst und andere verstellen.
Das Enneagramm, die Grundlage dieser 9 kleinen Geschichten, ist ein dynamisches Modell, das versucht, den Menschen in seiner Vielfalt und mit seinen Entwicklungsmöglichkeiten zu erfassen. Es steckt den Menschen nicht in eine Schublade, sondern zeigt, frei nach dem Motto „Ich krieg die Krise!“, in welcher er schon drinsteckt und welche Wege aus ihr herausführen. Damit versteht sich das Enneagramm als eine Landkarte, die dem Menschen hilft, sich selbst und andere besser zu verstehen und wertzuschätzen.