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Ein Must Read – hier vorgestellt, weil vermutlich derzeit eher nicht im europäischen Diskurs. Joseph Stiglitz (ehem. Präsident der Weltbank) schreibt über dieses Buch: „Unterhaltsam und packend... für diejenigen an der Spitze unserer Gesellschaft, die philanthropischen Plutokraten und aufstrebenden 'Change Agents', die glauben, dass sie helfen, aber die Dinge tatsächlich verschlimmern, ist es Zeit für eine Abrechnung."
Anand schreibt tiefsinnig, entlarvend und aus einer derart verblüffenden Perspektive, dass einem beim Lesen zuweilen die Kinnlade herunterfällt. Gegenstand seiner Beobachtung ist die globale Wirtschaftselite, die jeden Tag aufs Neue antritt "die Welt zu verändern", dabei aber nichts tut, was ihren eigenen Status quo gefährden könnte und somit letztendlich ihre Rolle bei der Entstehung genau jener Probleme, die sie später zu lösen sucht, verschleiert.
Der ehemalige Berater bei einem der weltweit führenden Beratungsunternehmen und Kolumnist der New York Times führt uns in die inneren Heiligtümer eines neuen vergoldeten Zeitalters, in dem die Reichen und Mächtigen für Gleichheit und Gerechtigkeit kämpfen, wo sie können – außer auf jenen Wegen, die die gesellschaftspolitische Ordnung und ihre eigene unangefochtene Position an der Spitze bedrohen. Wir sehen, wie sie sich als Retter der Armen gerieren, wie sie sich als "Thought Leader" erfinden, die "Veränderung" ihrer eigenen Logik folgend siegerfreundlich definieren. Und sich in dem Bewusstsein sonnen, mehr Gutes zu tun, aber niemals, niemals ernsthaft versuchen, weniger Schaden anzurichten.
Im Laufe des Buches hören wir die Geständnisse eines gefeierten Stiftungschefs auf dem Rücksitz einer schwarzen Stretch-Limo; werden Zeuge der ausweichenden, im Ungefähren stecken bleibenden Rhetorik eines amerikanischen Ex-Präsidenten, wenn er zu seinen plutokratischen Wohltätern befragt wird; und nehmen an einer Kreuzfahrtkonferenz teil, auf der Unternehmer ihre eigene, nur auf den ersten Blick eigennützige Großzügigkeit feiern.
Anand stellt beinharte Fragen, beispielsweise: Wie konnte es passieren, dass unsere größten und drängendsten gesellschaftlichen Probleme durch demokratisch nicht legitimierte Vertreter der Wirtschaftselite gelöst werden sollen, anstatt durch die öffentlichen, durch den Wählerwillen legitimierten Institutionen (die durch Lobbyarbeit und Steuervermeidung der Erstgenannten systematisch ausgehöhlt werden)?
Immer wieder scheinen auch mögliche Antworten in den Kapiteln des Buches auf. Eine davon: Anstatt uns auf die Brosamen der Gewinner zu verlassen, müssen wir uns der zermürbenden demokratischen Arbeit stellen und robustere, egalitäre Institutionen aufbauen, um die Welt wirklich zu verändern.
Ein Aufruf zum Handeln für Eliten allemal, aber noch mehr für jede*n Bürger*in gleichermaßen.
Veröffentlicht in P1; Veröffentlicht am 19.07.2021 von Sven Fissenewert 2 Minute(n) zum Lesen