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... so lautet der Titel eines einleitenden Artikels des von mir sehr geschätzten Autors Wolf Lotter in der November 2014 Ausgabe von brandeins mit dem Themenschwerpunkt "Scheitern".
"Wer ökonomisch handelt, ist immer der Dumme: Entweder er gewinnt - dann ist es Ausbeutung. Oder er verliert, dann ist er über seine Habgier gestolpert. Es herrscht die merkwürdige Vorstellung, dass der, der handelt und entscheidet und damit ein Risiko eingeht, mit dem er auch scheitern kann, der Gewissenlose ist. Dem steht der Typus des scheinbar unbeteiligten Betrachters gegenüber, der die ganze Moral gepachtet hat. Im "Tatort" ist der Chef immer der Mörder - das gehört zum deutschen Kulturgut.
Es gibt keine Wechselwirkungen: Es gibt nur den Bösen, der das Scheitern anzieht - und den Guten, der das scheinbar ohne Eigeninteresse moralisch beurteilt. Und man müsse schon wissen, dass man "in einer Betrachterwelt lebt, in der die das Sagen haben, die nicht handeln, sondern urteilen". "Betrachtet man die ganz normale Denkweise in der deutschen Wirtschaft, dann stelle ich fest: Wir leben in zwei Welten. In einer ist man sich des Risikos bewusst und spielt nicht damit rum. In dieser Welt geht man mit der Möglichkeit des Scheiterns nüchtern um - und kalkuliert sein Risiko. Das ist die Unternehmerwelt. In der anderen Welt, (...) der Welt der Manager und der leitenden Angestellten, müsse man das Wort Risiko nur aussprechen, und schon gucken alle ängstlich.
In der Komfortzone ist Scheitern tabu. Das ist ein seltsamer Widerspruch zur Wirklichkeit. Denn die Leute, die in den vergangenen Jahrzehnten die Glaubwürdigkeit der Marktwirtschaft aufs Spiel gesetzt haben, sind nur in Ausnahmefällen Unternehmer, sondern überwiegend Manager gewesen. Die "Zocker" sind meist bestens abgesicherte, etablierte Manager, deren keineswegs nüchterne Kalkulation das Geld anderer Leute verspielt. Der "Kasinokapitalist" ist ein biederer Angestellter in leitender Position, gut versichert gegen jede Form von Versagen und im Notfall ein Opfer "des Systems". Gut kalkuliert ist nur der Ausschluss persönlichen Risikos und eigener Verantwortung. Solche Leute scheitern nicht. Sie verlieren. Im Oktober 2010 beschäftigten wir uns in einer Ausgabe der sechsseiten mit dem Thema "Scheitern". Lesen Sie auch diese Ausgabe hier als PDF.
Veröffentlicht in Organisationsentwicklung; Veröffentlicht am 26.01.2015 von Dr. Reinhard Schmitt 2 Minute(n) zum Lesen